Von Neapel nach Rom – eine Reise in die Vergangenheit

Neapel und der Vesuv

Wir haben bereits von Paestum im Golf von Neapel berichtet. Ab hier beginnt für uns eine Fahrt durch die Geschichte Italiens (und Europas). Wir besuchen weitere urbane römische Siedlungen wie Pompeji südlich von Neapel und viele Tage später Ostia südwestlich von Rom, das römische Amphitheater von Capua, aber auch den Königspalast Reggia di Caserta des Bourbonen Ferdinand und nicht zuletzt den Montecassino, auf dem sich die deutsche Wehrmacht eine mehrmonatige Schlacht mit den Alliierten lieferte.

Pompeji (lat. Pompeii, ital. Pompei) wurde wie Herculaneum, Stabiae und Oplontis beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. verschüttet, blieb aber unter der Vulkanasche weitgehend erhalten. Sie war zur damaligen Zeit eine durchschnittliche Kleinstadt – im Gegensatz zu Ostia, das im 2. Jh. v. Chr. als Seehafen und Handelsstadt vor den Toren Roms von überregionaler Bedeutung war. In Pompeji können wir den Alltag der Kleinstadt nachspüren: Handels- und Werkstätten, Tavernen, Mietswohnungen und Villen, auch ein Bordell, regen die Fantasie an.

Es ist unser zweiter Besuch in Pompeji. Wir hatten neuere Ausgrabungen erwartet und nicht zuletzt deshalb teure Audioguides geliehen. Wir treffen jedoch auf ein schlecht erhaltenes Gebäudeensemble und können keine neueren Ausgrabungen entdecken. Zudem sind die meisten Häuser, in die uns der Audioguide führen will, wegen der Pandemie geschlossen. Insgesamt sind wir etwas enttäuscht.

Pompeji

Die Katakomben Neapels unter dem Hügel von Capodimonte sind eine kilometerlange Friedhofsanlage.

Ende des zweiten Jahrhunderts n. Chr. war sie zunächst das Familiengrab einer römischen Adelsfamilie. Die Anlage wurde im Laufe der Zeit zweistöckig ausgebaut und bis zum zehnten Jahrhundert genutzt – als Begräbnisstätte, aber auch als Zufluchtsort für Schutzsuchende. Es gibt verschiedene Gräberarten: Die Armengräber wurden in den Boden eingelassen, die anderen befinden sich in unterschiedlichen Größen in Wandnischen. Viele sind mit Fresken und Mosaiken ausgestattet.
Die Katakomben sind nach San Gennaro (deutsch: Heiliger Januarius) benannt, einem sehr wichtigen Schutzpatron von über 30 Schutzpatronen in Neapel.

Bemerkenswert ist, dass ein Padre im heruntergekommenen Viertels Sanità junge Leute motiviert hat, sich nicht nur für die Geschichte ihres Viertels zu interessieren, sondern sich auch für deren Erhalt einzusetzen. Einer dieser jungen Menschen hat uns mit viel Engagement durch die Katakomben geführt.

Catacombe di San Gennaro

In der Gemeinde Bacoli am Golf von Neapel wurde unter Kaiser Augustus im 1. Jahrhundert n. Chr. eine Zisterne, die Piscina Mirabilis, im Inneren eines Tuffsteinhügels angelegt. Ihre Aufgabe war es, das Hauptquartier der römischen Flotte nahe Pozzuoli mit Trinkwasser zu versorgen, das durch einen 96 km langen Aquädukt herangeführt wurde. Die gut erhaltene Zisterne misst rund 72 m x 27 m und ist 15 m hoch. Sie ist beeindruckend, aber nach knappen 10 min. mehrfach durchschritten.

Piscina Mirabilis

Das Macellum von Neapel war das Macellum oder Marktgebäude Neapels in römischer Zeit. Aufgrund eines Bodenanstiegs befindet sich das Macellum heute unterhalb der Kirche von San Lorenzo Maggiore. Wir befinden uns also ein weiteres Mal in La Neapolis Sotterrata. Die ersten Konstruktionen des Macellum stammen aus dem 5. oder 4. Jh. v. Chr., als sich hier eine griechische Agora befand. Sie wurden in römischer Zeit um- und überbaut. Der Abstieg in die Tiefe entlockt uns ein langezogenes „Oh!“. Hier findet sich unterirdisch, was wir bereits oberirdisch in Pompeji bestaunen durften.

Das Macellum von Neapel

Das Amphitheater von Capua wurde am Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. errichtet, unter Hadrian 119 n. Chr. restauriert und von Antoninus Pius im Jahr 155 eingeweiht.

Es ist das zweitgrößte römische Amphitheater nach dem Kolosseum in Rom. Auch wenn Plünderungen in den folgenden Jahrhunderten dem Amphitheater in Capua sehr zugesetzt haben, genießen wir die Zeit in der Ruine. Wir sind die einzigen Besucher und können auch die Unterbauten ausgiebig inspizieren.

Amphitheater von Capua

Ostia antica (lat. ostium -Eingang, Mündung) wurde nach einer Inschrift im 7. Jahrhundert v. Chr. als Militärlager Roms an der Tibermündung gegründet. Befunde gehen allerdings nicht weiter als in das 4. Jahrhundert v. Chr. zurück. Ostia entwickelte sich bald zur Hafenstadt und zu einem starken Stützpunkt der Flotte Roms.

Die meisten noch heute erhaltenen Gebäude stammen aus dem 2. Jh. v. Chr. Die Hafenstadt hatte in dieser Zeit circa 50.000 Einwohner.

Das Gelände ist gut gepflegt, wenngleich auch hier für uns sichtbar Wandmalereien bereits verloren gegangen sind. Viele Straßenzüge und Gebäude werden auf Tafeln in ihrem ursprünglichen Aussehen dargestellt und deren Bedeutung erläutert. 👍

Ostia antica

Auf der Fahrt von Neapel nach Rom machen wir einen Zeitensprung. Wir besuchen die Reggia di Caserta und den Montecassino.

Der Königliche Palast von Caserta (italienisch Palazzo Reale di Caserta, auch Reggia di Caserta), etwa 40 Kilometer nördlich von Neapel, ist eines der größten Schlösser Europas. Der Bau begann 1751 unter dem Bourbonen Karl VII. Wie viele Fürsten des Absolutismus wünschte sich Karl, Herrscher über die Königreiche Neapel und Sizilien, eine Stadt nach dem Beispiel von Versailles, die Mittelpunkt von Politik, Gesellschaft und Kultur werden sollte.

Uns wird beim Gang durch die endlose Reihe von Gemächern mal wieder klar: Die griechischen und römischen Bauten der Antike faszinieren uns, der barocke Prunk des Schlosses dagegen weniger.

Der Palazzo Reale di Caserta

Im Zweiten Weltkrieg wurde am 29. April 1945 hier im Schloss von Caserta die Kapitulation der deutschen Streitkräfte in Italien unterschrieben.

Ein Jahr vor der Kapitulation fand am Montecassino eine bedeutende Schlacht des Zweiten Weltkriegs statt.

Die Schlacht am Montecassino vom 17. Januar bis zum 18. Mai 1944 war mit vier Monaten Dauer eine der längsten Schlachten des Zweiten Weltkrieges mit schweren Verlusten auf beiden Seiten. Die auf dem Gipfel gelegene Gründungsabtei des Benediktinerordens wurde von den Alliierten vollständig zerstört. Nur die Statue des Ordensgründers Benedikt überstand den Angriff, die Abtei selbst wurde nach dem Krieg komplett neu errichtet.

Montecassino – Soldatenfriedhöfe und Benediktinerkloster

Wir besuchen die Friedhöfe der gefallenen polnischen und deutschen Soldaten und denken an die Menschen in der Ukraine 🇺🇦 , die gegenwärtig einen sinnlosen Angriffskrieg erleiden müssen und auf der Flucht sind, … während wir durch die Weltgeschichte bummeln.

Wir haben fünf Tage in Neapel verbracht. Die schöne Zeit dort verdanken wir nicht zuletzt Ruth, einer in Neapel lebenden Cousine von Robert, die uns mit großer Gastfreundschaft verwöhnte, aber auch mit Tipps für die Besichtigungen versorgte. Neben der Geschichte sind Neapels Märkte, die Gastronomie, die Gewerke in der Krippengasse, die Freundlichkeit der Menschen, die Vielzahl beeindruckender Plätze, ein Muss für jeden Italienliebhaber.

Auch in der „Oberwelt“ hat Neapel viel zu bieten.

Außerhalb der Stadt konnten wir auf einem abgelegenen Stellplatz in Quarto Ruhe tanken, wenn wir voller Eindrücke aus der Großstadt abends zurückkehrten. Zwei S-Bahnhöfe verbinden Quarto mit wichtigen Stationen in Neapel.

Veröffentlicht von

RiRo

Die Reiseblogger

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