Nach einer aufregenden Zeit in Brindisi suchen wir Ruhe in Ardore Marina, Kalabrien. Hier haben wir den Jahreswechsel 2019/2020 zusammen mit anderen Campern am Strand gefeiert. Auch in diesem Jahr verbringen ca. 20 Camper die Feiertage am Stellplatz von Ardore Marina. Der Platz liegt direkt an den Dünen, ist kostenlos und verfügt über eine Ver- und Entsorgung👍.
Am Nikolaustag erreichen wir mit der Fähre Brindisi. Da wir als letztes Fahrzeug auf die Fähre fuhren, sind wir die Ersten, die das Schiff ohne Wartezeit verlassen können.
Nach unserem abenteuerlichen Abstecher zur Insel Euböa geht unsere Tour über Volos quer durch die Berge Nordgriechenlands Richtung Fährhafen Igoumenitsa.
Volos punktet mit einer langen Promenade, die rund um den Hafen verläuft. Auf der einen Seite wechseln sich Restaurants und Cafés ab und auf der anderen Seite sieht man Yachten der Vercharterer, aber auch viele Privatyachten. Wir erinnern uns an einmalig schöne Momente auf der Rafaga, aber auch an die immense Arbeit, die diese Schiffe verursachen😳. Fußläufig zur Strandpromenade entdecken wir mehrere Einkaufsstraßen, die einen Shoppingbummel lohnen. Volos ist kein Highlight, aber ein kleines Schmuckstück auf unserem Weg.
Volos in Weihnachtsstimmung
Auf dem Weg nach Westen sehen wir in der Ferne den schneebedeckten Olymp, den heiligen Berg der griechischen Götter. Auch die Kulisse der Meteora-Klöster (siehe Bericht Okt.‘19) beeindruckt uns wieder.
Für eine kleine Überraschung sorgt bei der Weiterfahrt eine Passstraße, die parallel zur mautpflichtigen Autobahn verläuft. Wir wollten eigentlich nur die Maut sparen und schöne Panoramaansichten genießen. Überrascht müssen wir feststellen, dass auch in GR der Winter eingezogen ist. Denn oben am Pass ist die Straße mit einer dichten Schneedecke bedeckt. Obwohl wir Winterreifen aufgezogen haben, brechen wir die Weiterfahrt ab. Das Schicksal haben wir auf unseren Touren schon oft genug herausgefordert, wir wollen es nicht übertreiben.
Die Meteora-Klöster und ein winterliches Griechenland
Über die Autobahn geht es dann durch kilometerlange Tunnel nach Ioannina und weiter nach Igoumenitsa.
In Ioannina treffen wir auf einen emeretierten Professor aus Athen, der den Exodos der Griechen in Messolongi 1826 in vielen Jahren intensiver Arbeit figürlich dargestellt hat. Dem Kunstgenuss folgt der leibliche Genuss. Die Restaurants haben sich auf kalte Abende eingestellt.
Nach dem Gespräch mit dem Professor und unter dem Eindruck der Ausstellung interessiert sich Rike für die Geschichte von Messolongi. Bei Wikipedia ist zu erfahren:
Messolongi hatte im Freiheitskampf der Griechen gegen die Osmanen 1821 einen bedeutenden Sieg errungen. Die Osmanen gaben jedoch nicht auf und belagerten die Stadt in einer zweiten Angriffswelle.
„Im Frühjahr 1826 war die Situation der Belagerten aussichtslos geworden, so dass für die Nacht des 10. April ein Ausbruch aus der feindlichen Umzingelung beschlossen wurde. Mittels dreier mobiler Brücken versuchten die Einwohner, den die Stadt umgebenden Graben und später die türkischen Linien zu überwinden. Diejenigen Bürger, die zu alt, krank oder geschwächt für eine schnelle Flucht waren, verschanzten sich mit den verbliebenen Munitionsvorräten im Zeughaus und in der Windmühle der Stadt. Der Ausbruchsplan wurde jedoch an die Türken verraten, die somit auf die Situation vorbereitet waren und ein Massaker unter den Flüchtenden anrichteten. Nur einigen Hundert Griechen gelang die Flucht aus dem Belagerungsring, die in der Stadt verbliebenen Bürger sprengten sich nach blutigen Straßenkämpfen gegen die eindringenden Eroberer in den Morgenstunden des 12. April selbst in die Luft.
Mit dem Exodos der Verteidiger Messolongis wurde die Basis für einen nationalen Mythos gelegt, der im griechischen Selbstverständnis bis heute präsent ist. Die enorme symbolische Bedeutung, die den Ereignissen um die Belagerungen zuerkannt wurde, hat dazu geführt, dass viele Fakten und Zahlen von pro-griechischer Seite entstellt oder massiv übertrieben wurden, während Angaben von türkischer Seite kaum überliefert und von der historischen Forschung so gut wie nicht aufgearbeitet sind. Es ist davon auszugehen, dass sich im April 1826 etwa 10.000 Menschen in den Mauern von Messolongi aufhielten, von denen wohl nur 1.000 die Kämpfe überlebten.“
Von Igoumenitsa soll uns eine Fähre nach Brindisi bringen. Da die Fähre aufgrund schlechten Wetters Verspätung hat, müssen wir unser WoMo zwischen Kühllastern parken. Deren Last wird gekühlt, unser Gemüt erhitzt. Neben dröhnenden Motoren stehen wir von 21 Uhr abends bis um 5 Uhr morgens, bis wir nach langer Wartezeit an Bord kommen 😡. Unsere Kabine knatscht und quietscht, das Schiff schlingert, aber die Erschöpfung lässt uns schließlich in den Schlaf fallen😴.
Die Insel Euböa ist nach Kreta die zweitgrößte Insel Griechenlands. Sie hat uns bereits vor zwei Jahren bei einer kurzen Rundfahrt fasziniert.
Die Tour 2021 führt uns durch kühle, waldige Hochebenen im skandinavischen Stil und über enge Serpentinen vorbei an schroffen Bergketten, die uns an die Pyrenäen erinnern. Häufig müssen wir Felsbrocken auf der Straße ausweichen, die nach heftigen Regenfällen von den Hängen rutschen und nicht geräumt werden. Denn abseits der N-S-Route ist die Insel zu dieser Jahreszeit ausgestorben. Die abenteuerlichen Fahrten über diese wilde Insel werden noch lange in unserer Erinnerung bleiben!
Beeindruckend sind ebenso Ausblicke auf die zerklüftete Küste, die einsame Buchten umschließt.
In der Nordhälfte Euböas sichten wir riesige Flächen, auf denen in diesem SommerWaldbrände gewütet haben.
Euböa – eineDie beeindruckende Insel
Das Wetter ist im Gegensatz zu 2019 kalt, regnerisch und stürmisch. So stürmisch, dass zum Teil die Fährfahrten zum Festland eingestellt werden. Deshalb eilen wir zum Ticketschalter, als wir auf dem Meer eine Fähre mit Kurs auf Euböa entdecken👍. Das Anlegemanöver und die anschließende Fahrt gegen die meterhohen Wellen beeindrucken selbst uns, die schon etliche Seemeilen als Segler gemeistert haben.
Jeden Morgen lesen wir ausgiebig bei einer großen Tasse Kaffee ☕️ die neusten Meldungen aus aller Welt 🌍, insbesondere die Meldungen über die Entwicklung der Corona🦠Pandemie. Wir haben SZ und FAZ abonniert, so dass uns alle Artikel zugänglich sind. Was wir dort lesen, beunruhigt uns zunehmend. In Griechenland und Deutschland steigen die Inzidenzen kräftig, nun taucht plötzlich eine Mehrfachmutation namens Omikron auf. Wie sollen wir reagieren?
Ein Dorf mit sein Wehrtürmen auf der Halbinsel Mani
Unsere Tour geht entlang der peloponnesischen Küste Richtung Süden. Auf Abstecher zu den bekannten kulturellen Highlights wie Olympia, dem Apollontempel bei Bassae oder Nestor verzichten wir, da wir diese Stätten vor zwei Jahren schon ausgiebig erkundet haben.
Der Golf von Korinth trennt das nordgriechische Festland von der Halbinsel Peleponnes.
Um auf die Peloponnes zu kommen, benutzten wir 2019 die Brücke. In diesem Jahr bevorzugen wir die Fähre. Diese ist um die Hälfte günstiger und bietet Rundumblicke, die wir in der Langsamkeit der Fährfahrt genießen können.
Schon vor zwei Jahren haben wir die Peloponnes intensiv bereist, so dass wir in diesem Jahr abseits der weltweit bekannten, kulturellen Highlights neue, unbekanntere Ecken aufsuchen werden.
Das erste Ziel ist der Fischerort Diakopto am Golf von Korinth. Von hier aus fährt seit 1896 eine Zahnradbahn durch die Vouraikos-Schlucht in das Bergdorf Kalavrita. Der Zug „Odontotos“ (dt. „gezahnt“) fährt über eine Strecke von 22 km bis auf 750 Meter hoch. Es ist eine beeindruckende Fahrt, die entlang hoher Felswände über Brücken und durch zahlreiche Tunnel bergauf geht.
Fahrt mit der Zahnradbahn „Odontotos“
Der Zielort Kalavrita ist in mehrfacher Hinsicht ein legendärer Ort. Hier begann im März 1821 der Aufstand der Griechen gegen die Osmanen, im nahen Kloster Agia Lavra segnete Bischof Germanos von Patras die Fahne der Freiheitskämpfer.
Über Griechenland hinaus ist Kalavryta bekannt durch das Massaker der Deutschen Wehrmacht an Zivilisten am 13. Dezember 1943. Mehr als 600 Männer und Jungen über zwölf Jahren wurden in einer Vergeltungsaktion von deutschen Soldaten hingerichtet. „Stadt der Witwen“ wird Kalavryta seither genannt. Das Nürnberger Militärtribunal bezeichnete 1948 diese Vergeltungsaktion als „blanke Morde“ der Deutschen Wehrmacht. Bis heute ist die Erinnerung an das Verbrechen lebendig, ein Streit um Reparationszahlungen nicht beigelegt.
„Wohl im Gegenzug für eine Anleihe von 200 Millionen D-Mark verzichtete Athen 1958 zugunsten Bonns auf das Recht, deutsche Kriegsverbrecher zu verfolgen. In Westdeutschland gab es so gut wie keine strafrechtliche Ahndung des Massakers. Lediglich der befehlshabende General für Südgriechenland, Hellmuth Felmy, wurde 1948 im Zuge der Nürnberger Prozesse zu 15 Jahren Haft verurteilt, weil seine Mitverantwortung an dem Massaker angenommen wurde. 1951 kam er durch eine Weihnachtsamnestie frei. … 1961 zahlte die Bundesrepublik an Griechenland pauschal 115 Millionen D-Mark als „Wiedergutmachung“. Dieses Geld sei an NS-Opfer zu zahlen, die aus „rassischen“ oder weltanschaulichen Gründen verfolgt wurden. Die meisten Opfer der Gräueltaten des Militärs gingen leer aus. Über diese Zahlung hinaus verweigert die Bundesrepublik Griechenland bis heute weitere Schadensersatzleistungen. Der Unwillen zu weiteren Entschädigungen beruht nicht zuletzt darauf, dass ein Nachgeben gegenüber griechischen Opfern weltweit viele ähnliche Klagen nach sich ziehen könnte“ (bpd.de 13.12.2018).
Die Besuche der Gedenkstätte auf dem Hinrichtungsplatz und des Dokumentationszentrums in der alten Dorfschule machen uns tief betroffen.
Hinrichtungsplatz und Dokumentationszentrum
Auf unserer Tour entlang der Westküste bekommen wir zu spüren, dass es inzwischen Oktober ist. Aufgrund der Temperaturunterschiede zwischen dem warmen Mittelmeer und der kühlen Abendluft entladen sich abends kräftige Gewitter mit den dazugehörenden Sturmböen über unseren Köpfen.
Den ersten Gewittersturm erleben wir in Kalo Nero. Gegen 18Uhr türmen sich dunkle Wolkenberge auf, denen nur wenig später starke Sturmböen folgen, die unseren Camper kräftig durchschütteln. Kräftiges Donnergrollen, taghelle Blitze und strömender Regen machen die Situation im Camper sehr ungemütlich. Das WoMo unserer Freunde vor uns verschwindet in einer Regenwand. Nur gut, dass wir im Windschutz der Bäume stehen!
Diese Annahme erweist sich am nächsten Morgen als Trugschluss. Direkt neben uns sind mehrere Äste abgebrochen!
⛈ Die Sturmböen haben von den Bäumen neben uns dicke Äste abgebrochen. Diese haben unser Mobil zum Glück verschont 👍.
Wir sind in Nordgriechenland angekommen und wollen als Erstes eine Inseltour auf Korfu unternehmen. Vor vielen Jahren haben wir Korfu bereits mit unserer Segelyacht mehrfach angefahren. Wie werden wir die Insel als Camper erleben?
Die Stadt Kruja mit Moschee und Burg im albanischen Hinterland
Auf Albanien freuen wir uns besonders. Bereits 2005 besuchten wir das Land mit unserem Kastenwagen und fahren nun mit vielen schönen Erinnerungen gen Grenze.
Unsere Tour durch Kroatien treten wir mit gemischten Gefühlen an. Freistehen ist generell verboten 🚫, Campingplätze bzw. AutoCamps sind verhältnismäßig teuer – das haben wir bereits 1997 erlebt. Wir sind gespannt auf die Situation 2021.