Als Hundebesitzern war ich darüber informiert, dass es in Südosteuropa viele herrenlose Hunde, also Straßenstreuner gibt. In Tschechien und Ungarn waren sie noch eher selten, in Rumänien dagegen begegneten sie uns überall.
Wir haben nur sehr wenige unterernährte Tiere gesehen. Wahrscheinlich aber sind viele Tiere fehlernährt , da sie sich aus den Müllbergen an den Straßenrändern ernähren.
Allein in Bulgarien mussten wir erleben, dass Hunde mit Tritten vertrieben werden und diese sich vor Menschen verängstigt zurückziehen. In allen Ländern liegen Hofhunde an kurzen Ketten und werden kaum beachtet. Die meisten frei lebenden Hunde aber zeigen eine selbstbewusste Körperhaltung an und besitzen ein glänzendes Fell. Das hat uns überrascht.
Auch in Griechenland sind Straßenhunde tägliche Begleiter. Sie sind überall: in den Dörfern, an den Stränden und auf jeder Landstraße, auch in der Pampa. Oft leben sie im Geschwisterrudel zu zweit – obwohl ein Wurf bei uns in der Regel mehr Welpen zur Welt bringt. Sie sind unserer Einschätzung nach nie älter als zwei bis drei Jahre. Dies begründet das makellose Gebiss der Hunde. Beide Beobachtungen werfen Fragen auf, die ich mir nicht jeden Tag stellen möchte.
Wo auch immer wir sind, verteile ich mein Hundefutter, das ich in den überall vertretenen Lidl-Supermärkten einkaufe. Die Hunde in den Dörfern und an den Stränden sind untereinander sehr sozial, im Kontakt mit Menschen völlig aggressionsfrei. Daher stellt die Fütterung kein Problem dar.
Ja, die Fütterungen beruhigen etwas meine Seele. Ich setze darauf, dass jedes Gramm Körpergewicht die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Tiere den nächsten Winter überleben werden. Noch stehen an den Stränden die großen weißen Futterkästen (WoMos) , diese bleiben aber spätestens ab Anfang November aus.
Ich habe auch Griechen erlebt, die in Näpfen Futter anbieten. Es gibt Griechen, die mit eigenen Tieren Gassi gehen. Wir haben im Regionalfernsehen Werbung für eine Hundeschule gesehen. Es gibt also Fortschritte! Und dennoch:
Die Schar der Tiere ist unübersichtlich groß. Selbst wenn sich eine Regierung dieses Problems (eines Tages!) annehmen würde, wäre es eine enorme Anstrengung. Ich bewundere Tierschutzorganisationen, die sich täglich engagieren und nicht resignieren.
Ich muss nach jedem Strandtag Abschied nehmen. Auch wenn diese Hunde sehr vorsichtig auf menschliche Bewegungen reagieren, weil sie unsere Körpersprache nicht verstehen, suchen sie doch immer unsere Nähe. Sie betteln in erster Linie um Futter. Fassen diese Hunde jedoch Vertrauen, verlieren sie manches Mal die Distanz und betteln auch um Streicheleinheiten. Es zerreißt mir das Herz und macht es mir schwer, mich in dieses Griechenland zu verlieben, obwohl es uns so viel bietet.
Katzen halten sich im Allgemeinen von Menschen fern. Im Gegensatz zu Hunden können Katzen auch in den hohen Mülltonnen nach Fressen suchen. Dennoch erscheinen sie häufig magerer als die Hunde. Katzen, die in Tavernen geduldet werden, ergeht es besser.
Eher zufrieden schätze ich Schafe und Ziegen ein, die in Herden frei durch die Landschaft ziehen – mit oder ohne Begleitung. Allerdings gibt es in jeder Herde nicht wenige Tiere, die hinken. Verletzungen werden nicht behandelt. Wer sollte die Arztkosten begleichen?
Auch Hühner haben meistens ausreichend Freilauf. Bei Kühen ist es sehr unterschiedlich. Viele ziehen wie die Schafe frei durch die Gegend und sind sehr vital, manche aber vegetieren in Pferchen verarmter Bauern, von denen es sehr viele gibt. Schweine haben wir im Freien bisher nicht gesichtet, obwohl Pork-Souvlaki zur traditionellen griechischen Küche gehört und in jeder Taverne angeboten wird.
Wenig publiziert ist das Leben von Pferden. Sie leben oft in geringer Anzahl in kleinen, kargen Pferchen oder als Einzelwesen angepflockt an einem Bein und machen einen völlig apathischen Eindruck – das sind Tiere, die sich aufgegeben haben! Pferdehaltung ist allerdings in Griechenland nicht weit verbreitet.
Wir haben bisher auch nur wenige Esel gesehen. Vor Jahrzehnten wurden diese noch überall als Arbeitstiere eingesetzt.
Ich teile hier persönliche Beobachtungen mit, die ich innerhalb von zwei Monaten als Touristin gesammelt habe. Tierschützer vor Ort haben sicher einen differenzierteren Blick auf die Verhältnisse.
Zusatz nach drei Monaten Aufenthalt: Das Elend der Tiere ist riesig!