Wir verlassen Griechenland mit der Fähre von Igoumenitsa nach Brindisi. In Igoumenitsa verbringen wir den letzten Abend in Griechenland in einem Restaurant, wo uns NL über ihr Leben in den Bergen Zentralgriechenlands und auf der Insel Paxos erzählen – man besitzt zwei Depandancen! Wir verbringen eine ruhige Nacht am Friedhof.
Die Überfahrt ist bei Windböen von 7-9 Bf etwas taumelig, aber wir überstehen sie ohne Seekrankheit.
In Brindisi entscheiden wir uns für eine Übernachtung auf einem Parkplatz in Hafennähe, genießen eine quirlige Stadt in adventlicher Beleuchtung und ein gemütliches Restaurant. Italien fühlt sich gut an ! Am nächsten Morgen überrascht uns die Stille. Kein Auto, kein Bus, kein Mensch in Sichtweite- stattdessen kreisen Hubschrauber über uns. Wir wollen den Platz verlassen, werden aber abrupt von der Polizei gestoppt, die uns anweist, an Ort und Stelle zu bleiben und das WoMo nicht zu verlassen. Wenige Minuten später werden wir mit Polizeieskorte bei hoher Geschwindigkeit bis zum Stadtrand geleitet. Wir vermuten einen Terroranschlag und fühlen uns auf den leeren Straßen sehr unwohl. Weit außerhalb von Brindisi halten wir an und informieren uns im Netz: Von uns unbemerkt wurden in der Nacht 54000 Einwohner von Brindisi evakuiert, da zwei Bomben am folgenden Tag entschärft werden mussten! Warum hat uns niemand frühzeitig geweckt?
Apulien ist eine vom internationalen Tourismus eher unberührte Region. Auf dem Weg über den Absatz des italienischen Stiefels besuchen wir u. a. die Barockstadt Lecce, die Hafenstadt Otranto sowie die Marina Santa Maria di Leuca, in der wir mehrmals mit unserer SY Rafaga festgemacht hatten. Lecce,in dessen Zentrum sich ein Amphitheater aus römischer Zeit befindet
Otranto besitzt eine normannische Festung sowie eine Kathedrale, in der 800 Totenköpfe hinter dem Altar aufgebahrt sind. Sie stammen von christlichen Märtyrern, die nach der Eroberung der Stadt durch die Osmanen enthauptet wurden, da sie sich dem Islam verweigerten.
Die ersten Bilder zeigen die in die Jahre gekommene Villa Sticchi. Sie ist eine um 1900 im maurischen Stil gebaute Villa, so wie sie in den Badeorten des Salento im 19. Jahrhundert typisch war.
In der Marina Santa Maria di Leuca waren wir geschockt über die vielen beschädigten und gesunkenen Yachten. Zunächst nahmen wir an, dass ein Sturm durch den Hafen gefegt sei.
Doch dann erfuhren wir, dass in Leuca gestohlene Yachten liegen, mit denen Schlepper Flüchtlinge von Griechenland nach Italien transportiert haben. Die Yachten wurden provisorisch festgemacht und sich selbst überlassen.
Siehe auch: Migration per Segelyacht
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Auf dem Stiefelabsatz waren Otranto, Leuca und Gallipolli unsere Highlights. Wir hatten die Marinas mit der Rafaga besucht. Weitere Küstenorte waren völlig verwaist. Deshalb freuten wir uns über Hinweise auf die weißen Dörfer Apuliens. Wir fuhren gen Norden und besuchten Ostuni, die festlich geschmückte Stadt Locorotondo und natürlich Alberobello – die Stadt der Zipfelmützen. Hier verbrachten wir Weihnachten – den zweiten Abend zusammen mit einem sehr netten Camperpaar aus Hameln.
Die weiße Stadt Ostuni und das festlich geschmückte Locorotondo.
Alberobello ist die Stadt der ,Trullis’. Dies sind rechteckige Bauten, denen ein kegelförmiges Dach aufgesetzt wurde. Kündigte sich der Steuereintreiber beim Fürsten an, wurden die Dächer schnellstens abgebaut. Ein unfertiges Haus konnte nicht besteuert werden.
Im Altstadtviertel stehen ca. 1000 Trullis dicht an dicht an einem Hang. Während Rioni Monte früher das Arme Leute-Viertel war, drängen sich dort heute Touristen und stöbern in Souvenirläden. Der Ort gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.