Die Südküste Siziliens

In Marina di Modica unter Palmen

Auch hier berichten wir nur von den „kleinen“ Highlights des südlichen Siziliens. Die großen Sehenswürdigkeiten haben wir im Januar 2020 besucht.

Abseits der bekannten Besichtigungstouren stoßen wir auf die Cava d’Ispica, eine 13 km lange tiefe Kalksteinschlucht in der Nähe von Ispica. Leider ist nur der Parco Archeologica di Cava Ispica im nördlichen Teil des Tales zu besichtigen, der südliche Zugang ist geschlossen.

Wir bestaunen die frühchristlichen Katakomben von Larderia, einen monumentalen Begräbniskomplex, der 464 Bestattungsstätten aus der Zeit Ende des dritten Jahrhunderts bis 5. Jahrhundert n. Chr. umfasst, und das kürzlich entdeckte hellenistische Gymnasium, das wie eine große Versammlungshalle aussieht. Außerdem besichtigen wir viele kleinere Wohnhöhlen sowie die Kapelle San Nicola.

Nach einigen Tagen des Müßiggangs an der Küste fahren wir erneut ins Hinterland, um Selinunt, die griechische Stadt der fünf Tempel, zu besichtigen. Im Tal der Tempel bei Agrigent waren wir ja schon😀. Selinunt wurde um die Mitte des 7. Jh. v. Chr. von griechischen Kolonisten aus dem nahen Megara Iblea gegründet. Obgleich der Stadt nur ein kurzes Leben (etwa 200 Jahre) beschieden war, wuchs ihre Bevölkerung in dieser Zeit auf über 25.000 Einwohner. Der Park von Selinunt gilt heute als einer der weitläufigsten und eindrucksvollsten in ganz Europa. Davon zeugen u. a. die zahlreichen Tempel, Heiligtümer und Altäre., die zu den bedeutendsten griechischen Tempeln Siziliens zählen. Dazu zählt aber auch eine Akropolis, in deren Umgebung eine urbane Siedlung entstand.

Die Anlage mit den Tempeln E, F, G beeindruckt uns sehr. Wir haben freien Zugang und können erstmals die Details auch in den Innenräumen bewundern. Nach der intensiven Besichtigung fehlt uns die Motivation, weitere 2 km durch ein Tal zur Akropolis zu laufen. Wir empfehlen dringend jedem Besucher, ein Ticket incl. Besuchertrain zu kaufen. Wir hatten uns für einen Fußweg entschieden, haben aber schließlich nur den Besuch des Tempelbezirks „geschafft“.

Auf dem Rückweg zur Küste passieren wir mit Plastikplanen gedeckte Gewächshäuser, wie wir diese auch aus der Gegend um Almeria in Spanien kennen. Parallel dazu begegnen uns wieder illegale Müllkippen am Straßenrand.

Entlang der Ostküste stießen wir regelmäßig auf öffentliche Mülltonnen in den uns bekannten Farben der Mülltrennung. In den Mülltonnen findet sich zwar der Müll in seiner Fülle ungetrennt wieder, aber die Vorgaben der EU zeigen hier erste Wirkung. Noch vor zwei Jahren hatten wir wie auch die Sizilianer oft Mühe, unseren Müll zu entsorgen.

Nun begegnen wir im Süden wieder ekelhaften Müllkippen, vorzugsweise an wenig befahrenen Nebenstrecken. Ist die Infrastruktur unterentwickelt, weil es hier nur punktuell internationalen Tourismus gibt? Welchen Einfluss übt hier die Mafia aus, die die Müllentsorgung auf Sizilien in ihren Händen hat?

Auf der Suche nach Übernachtungsplätzen an der Küste stoßen wir immer wieder auf versandete Häfen. In Siculiana di Marina lassen nur noch Reste der Kaimauern erkennen, dass hier einstmals ein Hafen angelegt wurde.

Der ehemalige Hafen von Siculiana di Marina

In anderen Häfen sind im Jahr 2022 gegenüber 2020 bereits mehrere Anlegestellen von Booten nicht mehr anzufahren. Die Versandung im Süden ist enorm. Bagger- und Instandsetzungsarbeiten finden offensichtlich kaum statt.

Ein Ort im westlichen Teil der Südküste weckt Erinnerungen an Reisen in orientalisch geprägte Länder. Die Stadt heißt Mazara del Vallo und ist eine der ersten Städte, die die Araber auf Sizilien im Jahre 827 eroberten. Arabisches Flair spüren wir während unseres Bummels durch enge und verwinkelte Gassen der Kasbah (Altstadt) überall. Es sind Bemalungen an Haustüren, arabische Inschriften und viele Bewohner mit nordafrikanischen Wurzeln, die uns an eine maghrebinische Stadt erinnern.

Hier wohnen vorwiegend Nordafrikaner, die sich ihren Lebensunterhalt zumeist auf Fangschiffen verdienen. Die Stadt besitzt einen der größten Fischereihäfen Italiens.

Als wir wieder einmal eines der bunt bemalten Tore bewundern, werden wir zu einem Besuch der kleinen Moschee im Nachbarhaus eingeladen. Diese Gastfreundlichkeit hat uns auf unseren früheren Reisen immer begeistert, so auch heute.

Auf unserer Weiterfahrt Richtung Westen durchqueren wir die Salzlagunen von Trapani. Hier wird seit Jahrhunderten Salz durch natürliche Verdunstung sowie das Abpumpen des Wassers mit Hilfe von Windmühlen gewonnen. Die Salzproduktion war früher ein wichtiger Gewerbezweig der Region, wird heute allerdings staatlich subventioniert.

Salzlagunen von Trapani

Mit der folgenden Tour entlang der Nordküste beginnt auch langsam unser Heimweg Richtung Deutschland 🤔 🥲

Veröffentlicht von

RiRo

Die Reiseblogger

Ein Gedanke zu “Die Südküste Siziliens”

  1. Sizilien als Schmelztiegel verschiedener Kulturen – ähnlich übrigens auch Malta – war schon immer eine Reise wert. Wir haben 1979 in Selinunt an der gleichen Stelle am Tempel gestanden….Übernachtet haben wir in Sciacca, damals noch mit einem Zelt.
    Dann habt Ihr die Salzfelder von Trapani gesehen. Wart Ihr auch in San Vito lo Capo etwas oberhalb am Meer? Ich erinnere noch den Traumstand mit weissem, breitem Sand und türkisblauem, glasklaren Wasser – trotz der Müllberge und Hausbauruinen und halbfertigen Strassen, die irgendwo begannen und sinnlos im freien Feld endeten, und die es auch damals zahlreich gab.
    Besonders schön ist der Blick auf Wohnmobil am Meer mit Abendrot.
    Weiter so!
    Thomas

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